Nählexikon: Das kleine ABC des Nähens, Nähen

Nählexikon: Falten, französischer Abnäher und französische Naht

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Nählexikon: Falten, französische Abnäher und französische Naht

Willkommen zu einem weiteren Teil meines kleinen ABC des Nähens! Wie immer schauen wir uns auch heute im Nählexikon ein paar Begriffe an, die in der Welt des Nähens immer wieder auftauchen, und eventuell für Verwirrung sorgen. Diesmal dreht sich alles um Falten in ihren vielfältigen Formen, die Eleganz der französischen Abnäher und die französische Naht. Ob du gerade erst mit dem Nähen beginnst oder dein Wissen vertiefen möchtest – diese Techniken sind wichtige Grundlagen, die jedes Nähprojekt definitiv aufwerten.

Falten (engl. folds)

Falten sind gezielt eingearbeitete Stoffbrüche, die einem Kleidungsstück mehr Struktur, Volumen oder einen besonderen Designaspekt verleihen. Sie kommen in verschiedenen Varianten vor, von fein und zart bis hin zu auffällig und dramatisch. Zwei häufig verwendete Falttechniken beim Nähen möchte ich dir hier zeigen:

Kellerfalte (engl. pleat)

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Die Kellerfalte ist eine Falttechnik, bei der zwei Stofflagen – eine von links und eine von rechts – nach innen gefaltet werden. Die Falte selbst befindet sich also „unten“, und die beiden gefalteten Stoffkanten treffen sich in der Mitte der Falte. Diese Technik wird vor allem bei Röcken und Kleidern verwendet und verleiht den Kleidungsstücken eine elegante Anmutung.

Tipp: Ich merke mir diese Falttechnik immer so: der Keller befindet sich unten, die Kellerfalte liegt ebenfalls unten.

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Stecke die gelegte Falte mit Stecknadeln fest und nähe mit einen Geradstich entlang der Kante. Fertig ist deine Kellerfalte.

Quetschfalte (engl. inverted pleat)

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Bei der Quetschfalte ist es, im Gegensatz zur Kellerfalte, genau anders herum: die beiden Stofflagen werden links und rechts nach außen gefaltet. Die Falte selbst liegt also oben und die beiden Stofflagen werden nach außen „gequetscht“. Die gefalteten Stoffkanten treffen wieder in der Mitte der Falte aufeinander. Diese Faltentechnik führt zu einer markanteren, nach außen gerichteten Falte, die dem Kleidungsstück eine dynamische Optik verleiht.

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Stecke die gelegte Falte mit Stecknadeln fest und nähe mit einen Geradstich entlang der Kante. Fertig ist deine Quetschfalte (Ansicht von hinten).

Was bedeutet das fürs Nähen?

Falten zu nähen, erfordert sorgfältige Planung und Vorbereitung. Zunächst wird der Stoff mit Markierungen versehen, damit die Falten exakt positioniert werden können. Beim Legen der Falten ist Präzision entscheidend, um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen. Bügeln ist hierbei ein unverzichtbarer Schritt, um den Stoff in Form zu bringen. Besonders bei feinen Falten kann die Nutzung von Fixierhilfsmitteln wie Bügelbändern sinnvoll sein.

Französische Abnäher (engl. french dart)

Ein französischer Abnäher ist eine spezielle Art von Abnäher, der meist in Damenoberbekleidung wie Blusen, Kleidern oder Jacken zu finden ist. Er beginnt bei der Seitennaht unterhalb der Brust und läuft hoch über die Brust in Richtung Brustpunkt. Die Abnäherlinie ist beim französischen Abnäher wie gewohnt im Schnittmuster markiert, allerdings schneidest du – im Gegensatz zum normalen Abnäher – die Abnäherlinie bis zum markierten Punkt ein. Die beiden eingeschnittenen Teile legst du dann rechts auf rechts übereinander und nähst von der Seite bis zur Spitze den Abnäher „zusammen“. Danach wird die Naht versäubert.

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Wozu eignet sich der französische Abnäher?

Französische Abnäher sorgen dafür, dass Kleidungsstücke eine figurnahe Passform erhalten und die natürlichen Linien des Körpers betonen. Sie sind ideal, um einen Hauch von Eleganz und Professionalität in deine Projekte zu bringen. Besonders bei festlichen Kleidern oder maßgeschneiderten Blusen sind sie unverzichtbar. Französische Abnäher sind für ihre diagonale Linienführung bekannt, die den Stoff geschickt formt und weibliche Silhouetten betont.

Was bedeutet das fürs Nähen?

Französische Abnäher zu nähen, erfordert ein gutes Auge für Genauigkeit. Der erste Schritt ist das exakte Übertragen der Markierungen von deinem Schnittmuster auf den Stoff. Um ein sauberes Ergebnis zu erzielen, wird die Naht spitz zulaufend genäht – so entstehen keine unschönen Beulen oder Falten an der Spitze. Je nach Design des Kleidungsstücks kann die Linie des Abnähers leicht gebogen sein, um der Körperform zu folgen.

Ein hilfreicher Tipp: Nähe den Abnäher langsam und achte darauf, dass die Spitze wirklich flach ausläuft. Bügele ihn anschließend nach unten oder zur Seite, je nachdem, was dein Schnittmuster vorsieht.

Französische Naht (engl. french seam)

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Die französische Naht – manchmal auch als „Doppelnaht“ oder „Rechts-Links-Naht bezeichnet – ist eine ziemlich raffinierte Nähtechnik, bei der die Stoffkanten vollständig eingeschlossen werden. Anders als bei der klassischen Versäuberung mit einer Overlock-Maschine wird hier in zwei Schritten gearbeitet: Zunächst wird der Stoff links auf links zusammengenäht, dann wird die Nahtzugabe gekürzt und anschließend wird rechts auf rechts nochmals darüber genäht.

Wofür eignet sich die französische Naht?

Diese Methode ist besonders für leichte, dünne aber auch transparente Stoffe wie Seide, Chiffon oder Organza geeignet, da sie eine saubere und elegante Innenseite erzeugt. Aber auch einfache Nähprojekte aus Baumwolle, Cord, Viskose oder Leinen erhalten mit der Französischen Naht eine professionelle Anmutung. Die französische Naht wird häufig in hochwertiger Kleidung eingesetzt, um ein perfektes Finish zu erzielen. Sie eignet sich hervorragend für Blusen, Kleider, Bettwäsche oder alles, was innen wie außen schön aussehen soll.

Diese Art der Naht erfordert etwas mehr Zeit und Sorgfalt als herkömmliche Nähte, ist aber eine hervorragende Wahl, wenn keine Overlock-Maschine zur Verfügung steht, die Naht sichtbar bleiben könnte oder du mit stark ausfransenden Stoffen arbeitest.

Wichtig ist es, genau zu messen, da die französische Naht mehr Nahtzugabe benötigt als eine herkömmliche Steppnaht. Zudem muss die Nahtzugabe korrekt gekürzt werden, um ein wirklich sauberes Ergebnis zu erzielen. Ein weiterer Vorteil: Französische Nähte sind langlebig und besonders stabil, da die Stoffkanten doppelt eingeschlossen sind.

WICHTIG: Die Nahtzugabe muss für die französische Naht insgesamt um ca. 0,5-0,7 cm erhöht werden. Je nachdem wie breit deine Naht werden soll. Die zweite Naht muss auf jeden Fall breiter als 0,3 cm genäht werden, sonst schaut die erste Nahtzugabe aus der Naht raus.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Französische Naht nähen

Hier zeige ich dir in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie du ganz einfach eine französische Naht nähen kannst:

Was du brauchst, um eine französische Naht zu nähen:

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  • zwei Stoffteile, die zusammengenäht werden sollen
  • Nähmaschine
  • Stecknadeln oder Stoffklammern
  • Bügeleisen
  • Maßband oder Schneiderlineal

1. Stoffteile vorbereiten

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  • Lege die beiden Stoffteile links auf links aufeinander, d. h., die schönen Außenseiten zeigen nach außen.
  • Sichere die Kanten mit Stecknadeln oder Stoffklammern, damit die Stoffteile beim Nähen nicht verrutschen.

2. Erste Naht nähen

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  • Nähe die Stoffkanten mit einer geraden Steppnaht und einer Nahtzugabe von etwa 1 cm zusammen.
  • Ich empfehle dafür eine mittlere Stichlänge (z. B. 2,5 – 3 mm).

3. Nahtzugabe zurückschneiden

  • Schneide die Nahtzugabe vorsichtig auf ca. 0,3 cm zurück. Du kannst dafür auch eine kleine Fadenschere benutzen. Achte darauf, dass du nicht in die Naht schneidest.

4. Nahtzugabe bügeln

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  • Bügele die Nahtzugabe flach auseinader oder einheitlich zur Seite. So wird die nächste Naht einfacher und präziser.

5. Stoff umklappen und zweite Naht nähen

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  • Klappe den Stoff nun so, dass die rechten Stoffseiten aufeinander liegen (die schönen Seiten zeigen jetzt nach innen). Die zuvor genähte Naht sollte direkt an der Kante liegen.
  • Nähe erneut entlang der Stoffkante, diesmal mit einer nähfüsschenbreiten geraden Steppnaht von etwa 0,7 cm.
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  • Diese Naht umschließt die vorherige Nahtzugabe von 0,3 cm vollständig.
Diese Naht umschließt die vorherige Nahtzugabe vollständig.

6. Naht ausbügeln

Diese Naht umschließt die vorherige Nahtzugabe vollständig.
  • Bügele die fertige französische Naht flach, um sie zu glätten und ein sauberes Finish zu erhalten.

Fertig! Du hast nun eine elegante, fransensichere und stabile französische Naht, die sowohl innen als auch außen professionell aussieht 🙂

Nählexikon: weitere Teile des kleinen ABC des Nähens

Weitere Teile sind bereits in meinem kleinen Nählexikon erschienen:

Teil 1: Nählexikon: absteppen, Abnäher und Anstoßlinie
Teil 2: Nählexikon: Applikation, Augenknopfloch und abgekurbelter Saum
Teil 3: Nählexikon: Beleg, Biesen und Bruchkante
Teil 4: Nählexikon: Blindstich, Borte und Briefecke
Teil 5: Nählexikon: dämfen, Doppelnaht und doppelte Kappnaht
Teil 6: Nählexikon: einfassen, Einlage und Ecken nähen
Teil 7: Nählexikon: einhalten, Einhaltenaht und Empire-Taille
Teil 8: Nählexikon: einkürzen, einreihen und Endlosreißverschluss
Teil 9: Nählexikon: Fadenlauf, Fadenspannung und falscher Saum

Mehr von myneedleworks

50 unverzichtbare Nähtricks

Du willst dir noch mehr Nähwissen aneignen? Dann kann ich dir den Nähkurs von makerist „50 unverzichtbare Nähtricks“ empfehlen.

Nähtricks | Videokurs von makerist | Videokritik Kreativblog myneedleworks
Zu diesem Videokurs habe ich eine Videorezension geschrieben.

Nähmaschinennadeln und wie du sie verwendest

Hast du dich auch schon mal gefragt, wie du die einzelnen Nähmaschinennadeln voneinander unterscheiden kannst und welche Nadel für was verwendet werden soll? Und was bedeuten die bunten Markierungen auf den Nadeln? Einen großen Überblick zum Thema Nähmaschinennadeln bekommst du in meinem dazugehörigen Blogbeitrag 🙂

Nähmaschinennadeln | Überblick | Kreativblog myneedleworks
Nähmaschinennadeln und wie du sie voreinander unterscheidest.

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Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Stöbern im Nählexikon!
Liebe Grüße Gabi

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