Nähen, Nählexikon: Das kleine ABC des Nähens

Nählexikon: Fadenlauf, Fadenspannung und falscher Saum

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Nählexikon: Fadenlauf, Fadenspannung und falscher Saum

Ich bin zwar keine Nähanfängerin mehr, aber manchmal muss auch ich bestimmte Begrifflichkeiten oder Fachausdrücke aus Nähanleitungen googeln – es sind einfach zu viele, um sie alle kennen zu können und viele davon benötigt man wirklich nur sehr selten :-). In meinem Nählexikon: Das kleine ABC des Nähens erkläre ich dir die wichtigsten Nähbegriffe, damit du deine Nähanleitungen besser verstehst und dein Nähprojekt gut umsetzen kannst.

Im heutigen Blogbeitrag geht es um die Begriffe Fadenlauf, Fadenspannung und falscher Saum.

Fadenlauf (engl. straight grain)

Der Begriff „Fadenlauf“ bezeichnet die Stoffrichtung bzw. die Richtung der Gewebefäden, die du beim Zuschneiden deiner Schnittteile beachten musst. Denn, jedes Gewebe/jeder Stoff hat eine bestimmte Struktur, die durch die Anordnung seiner Fasern bestimmt wird. Diese Anordnung der Fasern beeinflusst die Art und Weise, wie sich dein Stoff verhält, wenn er genäht wird. Des Weiteren bestimmt der Fadenlauf auch die Stabilität des Stoffes und wie er sich dehnt oder zieht, sowohl während des Nähens als auch nach dem Nähen.

Bei den meisten Stoffen verläuft der Fadenlauf parallel zu den Webkanten des Stoffes, also entlang der Längs- und Querkanten. Das bedeutet, dass die Fasern entlang dieser Richtung verlaufen und sich im Allgemeinen weniger dehnen als entlang der anderen Richtungen.

Für alle deine Nähprojekte – vor allem für selbstgenähte Kleidung – ist es wichtig, den Fadenlauf zu beachten, um sicherzustellen, dass das fertige Nähprojekt gut fällt, richtig passt und sich angenehm trägt. Wenn der Fadenlauf nicht berücksichtigt wird, können sich deine Stoffe beim Nähen verziehen oder verformen, was zu ungleichmäßigen Nähten oder einem unerwünschten Endergebnis führen kann.

Wie erkenne ich den Fadenlauf bei meinem Stoff?

Um den Fadenlauf zu bestimmen, musst du dir die Stoffkante deines Stoffes genau ansehen. Häufig sind an den Kanten des Stoffes Fäden sichtbar, die parallel zueinander verlaufen. Diese Fäden markieren den Fadenlauf. Beim Zuschnitt deines Stoffes solltest du also darauf achten, dass die Muster oder Schnittteile entlang des Fadenlaufs ausgerichtet sind. In Schnittmustern ist der Fadenlauf – häufig abgekürzt FL – in der Regel mit einem Pfeil gekennzeichnet.

Den Fadenlauf bei einem Stoff zu erkennen, ist also wichtig, um sicherzustellen, dass du deine Schnittmuster und Näharbeiten korrekt ausrichtest. Hier sind einige Schritte, die dir helfen können, den Fadenlauf zu identifizieren:

  1. Stoff ausbreiten: Lege den Stoff flach auf eine glatte Oberfläche, wie einen Tisch oder den Boden. Entfalte den Stoff vollständig, sodass er keine Falten oder Knicke aufweist.
  2. Ränder ausrichten: Stelle sicher, dass die Kanten des Stoffes gerade und gleichmäßig sind. Bügle den Stoff gegebenenfalls leicht, um Falten zu entfernen und die Kanten zu glätten.
  3. Suche nach den Fäden: Untersuche den Stoff sorgfältig und suche nach den Fäden, die längs entlang des Stoffes verlaufen. Diese Fäden sind die Kettfäden und zeigen den Fadenlauf des Stoffes an.
  4. Ziehe vorsichtig an den Fäden: Um den Fadenlauf zu bestimmen, ziehe vorsichtig an einem der Kettfäden entlang der Stoffkante. Der Fadenlauf ist in der Regel der stärkste und gleichmäßigste Zug, der entlang dieser Richtung zu spüren ist.
  5. Markiere den Fadenlauf: Sobald du den Fadenlauf identifiziert hast, markiere ihn dir auf dem Stoff, damit du ihn während des Zuschnitts und der Näharbeiten leicht erkennen kannst. Du kannst mit Schneiderkreide, Stecknadeln oder einer kleinen Kerbe an der Kante arbeiten, um den Fadenlauf zu kennzeichnen.
  6. Wiederhole den Vorgang: Überprüfe den Stoff an verschiedenen Stellen, um sicherzustellen, dass der Fadenlauf überall konsistent ist. Manchmal kann es vorkommen, dass der Fadenlauf leicht schräg verläuft, besonders bei unregelmäßig gewebten Stoffen.
  7. Beachte den Zuschnitt: Achte darauf, dass du deine Schnittmuster und Näharbeiten entlang des markierten Fadenlaufs ausrichtest, um sicherzustellen, dass der Stoff optimal fällt und sich nicht verzieht.

Indem du den Fadenlauf korrekt identifizierst und berücksichtigst, kannst du sicherstellen, dass deine Näharbeiten professionell aussehen und gut passen. Es ist daher wirklich ratsam, den Fadenlauf bei jedem Nähprojekt sorgfältig zu beachten.

Fadenspannung (engl. thread tension)

Bei der Arbeit mit einer Nähmaschine ist die Fadenspannung ein entscheidender Faktor für das Gelingen deiner Näharbeiten. Die Fadenspannung bestimmt, wie fest oder locker der Ober- und Unterfaden miteinander verbunden sind und beeinflusst somit das Erscheinungsbild und die Haltbarkeit deiner Nähte. Eine korrekt eingestellte Fadenspannung führt zu sauberen, gleichmäßigen Nähten, während eine falsche Einstellung zu Problemen wie Schlaufenbildung, zu straffen Nähten oder lockerem Stoff führen kann.

Hier sind einige Schritte, um die Fadenspannung an deiner Nähmaschine korrekt einzustellen:

  1. Starte mit einem Teststück: Bevor du mit deinem eigentlichen Nähprojekt beginnst, nähe ein Teststück aus dem gleichen Material und mit den gleichen Einstellungen wie dein Projekt. Dies ermöglicht es dir, die Fadenspannung zu überprüfen, ohne dein Hauptprojekt zu gefährden.
  2. Kenne die Funktionen deiner Nähmaschine: Die meisten älteren Nähmaschinen verfügen über einen Fadenspannungsregler, der entweder an der Oberseite oder an der Vorderseite der Maschine angebracht ist. Dieser Regler ermöglicht es dir, die Spannung des Oberfadens einzustellen. Bei den morderneren Nähmaschinen findest du die Einstellung zur Fadenspannung im Display angezeigt. Auf dem oben gezeigten Bild siehst du, welches Symbol bei meiner Pfaff Creative Performance für die die Fadenspannung steht. Die Spannung des Unterfadens wird bei den älteren Modellen oft durch einen separaten Mechanismus in der Spulenkapsel oder am Unterfadenregler eingestellt. Bei den neuen Maschinen findest du diese Funktion häufig bei den Einstellungen.
  3. Überprüfe die Einstellungen: Stelle sicher, dass deine Nähmaschine ordnungsgemäß eingefädelt ist und dass der Ober- und Unterfaden korrekt eingespannt sind. Überprüfe auch, ob die Nadel richtig eingesetzt ist und ob der Nähfuß ordnungsgemäß angebracht ist.
  4. Beginne mit der Standard-Einstellung: Die meisten Nähmaschinen haben eine Standardeinstellung für die Fadenspannung, die oft in der Bedienungsanleitung der Maschine angegeben ist. Dies ist ein guter Ausgangspunkt, um deine Fadenspannung anzupassen. In meinem Fall liegt die Standardeinstellung bei 4,6.
  5. Experimentiere mit den Einstellungen: Nähe ein paar Testnähte auf deinem Teststück und beobachte dabei das Erscheinungsbild der Nähte. Wenn die Oberfäden auf der Unterseite zu sehen sind, ist die Oberfadenspannung zu straff und muss gelockert werden. Wenn die Unterfäden auf der Oberseite zu sehen sind, ist die Oberfadenspannung zu locker und muss straffer eingestellt werden.
  6. Feineinstellung vornehmen: Erhöhe oder reduziere die Fadenspannung in kleinen Schritten, um die Spannung des Oberfadens anzupassen. Nähe nach jeder Anpassung erneut ein Teststück, bis du zufriedenstellende Ergebnisse erzielt hast.
  7. Überwache die Spannung des Unterfadens: Wenn du die Oberfadenspannung einstellst, achte darauf, dass die Spannung des Unterfadens ebenfalls korrekt ist. Die Spannung des Unterfadens sollte so eingestellt sein, dass er leicht durch die Oberseite des Stoffes zieht, ohne dass sich Schlaufen bilden oder der Stoff sich wellt.
  8. Halte deine Einstellungen fest: Sobald du die richtige Fadenspannung für dein Nähprojekt gefunden hast, notiere dir die Einstellungen oder markiere sie auf deiner Maschine, damit du sie später leicht wiederfinden kannst.

Indem du die Fadenspannung korrekt einstellst und regelmäßig überprüfst, kannst du sicherstellen, dass deine Näharbeiten professionell aussehen und dauerhaft halten.

flascher Saum (engl. false hem)

Kennst du folgende Situation? Du hast gerade eine tolle Hose selbst genäht, es fehlt abschließend nur noch der Saum an den Hosenbeinen. Plötzlich stellst du fest, dass der Stoff unten an der Hose gar nicht mehr für einen klassischen Saum ausreicht, die Hose wäre sonst zu kurz. Verdammt! Gut, dass es für diese Fälle den falschen Saum gibt 🙂

Für den falschen Saum benötigst du einen ca. 5 cm breiten Stoffstreifen, der sich von der Struktur und Elastizität deinem Stoff gut anpasst. Vermeide zu dicke Stoffe, da diese den Saum unnötig aufblähen. In den meisten Fällen sind dünne Baumwoll- oder Leinenstoffe sehr gut für einen falschen Saum geeignet.

Stecke den Stoffstreifen rechts auf rechts an die Stoffkante des Kleidungsstücks, z. B. eine Hose, mit Stecknadeln oder Klammern fest.

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Nähe mit einem Geradstich nähfüsschenbreit die beiden Stoffteile zusammen und bügle anschließend den Saum auseinander.

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Klappe den angenähten Stoffstreifen nach innen um und nähe diesen im gewünschten Abstand mit einem Geradstich fest. Der Abschluss sieht nun aus wie ein klassischer Saum.

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Der falsche Saum ist also super dazu geeignet, wenn du zu wenig Stoff hast, aber trotzdem einen sauberen Saum nähen möchtest.

Nählexikon: weitere Teile des kleinen ABC des Nähens

Weitere Teile sind bereits in meinem kleinen Nählexikon erschienen:

Teil 1: Nählexikon: absteppen, Abnäher und Anstoßlinie
Teil 2: Nählexikon: Applikation, Augenknopfloch und abgekurbelter Saum
Teil 3: Nählexikon: Beleg, Biesen und Bruchkante
Teil 4: Nählexikon: Blindstich, Borte und Briefecke
Teil 5: Nählexikon: dämfen, Doppelnaht und doppelte Kappnaht
Teil 6: Nählexikon: einfassen, Einlage und Ecken nähen
Teil 7: Nählexikon: einhalten, Einhaltenaht und Empire-Taille
Teil 8: Nählexikon: einkürzen, einreihen und Endlosreißverschluss

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Du willst dir noch mehr Nähwissen aneignen? Dann kann ich dir den Nähkurs von makerist „50 unverzichtbare Nähtricks“ empfehlen.

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Nähmaschinennadeln und wie du sie verwendest

Hast du dich auch schon mal gefragt, wie du die einzelnen Nähmaschinennadeln voneinander unterscheiden kannst und welche Nadel für was verwendet werden soll? Und was bedeuten die bunten Markierungen auf den Nadeln? Einen großen Überblick zum Thema Nähmaschinennadeln bekommst du in meinem dazugehörigen Blogbeitrag 🙂

Nähmaschinennadeln | Überblick | Kreativblog myneedleworks
Nähmaschinennadeln und wie du sie voreinander unterscheidest.

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Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Stöbern im Nählexikon!
Liebe Grüße Gabi

Einen Überblick über alle meine DIY-Anleitungen, Stickdateien und Zählvorlagen fürs Sticken findest du unter DIY-Anleitungen und Stickdateien auf meinem Blog.

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