Häkeln und Stricken

I-Cord-Rand stricken: So gelingt der perfekte Abschluss

I-Cord-Rand stricken | Stricken kernen | Kreativblog myneedleworks
Einen I-Cord-Rand stricken ist nicht schwer. Hier siehst du zwei unterschiedliche Methoden.

Kennst du das auch? Dein Strickstück ist fast fertig, doch der Rand wirkt irgendwie unfertig, rollt sich ein oder es fehlt einfach das gewisse Etwas. Genau hier kommt die wunderbare Möglichkeit des I-Cord-Rand stricken ins Spiel! Diese raffinierte Stricktechnik zaubert eine kleine, schlauchförmige Kordel an den Rand deines Strickstücks – schlicht, formstabil und wunderbar dekorativ. Ursprünglich von der legendären Strickdesignerin Elizabeth Zimmermann populär gemacht, ist der I-Cord heute aus der modernen Strickwelt kaum mehr wegzudenken.

In diesem Blogbeitrag erzähle ich dir etwas über die Geschichte dieser Technik, erkläre dir, wann du einen I-Cord-Rand verwenden kannst und zeige dir in bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, wie du selbst ganz leicht einen I-Cord-Rand stricken kannst.

Was ist ein I-Cord-Rand?

Ein I-Cord-Rand, auch Kordelrand genannt, ist eine schlauchförmige Kante, die durch das Stricken weniger Maschen entsteht. Diese Technik verleiht Strickstücken einen sauberen, gleichmäßigen Abschluss und verhindert das Einrollen der Ränder. I-Cords sind vielseitig einsetzbar – als Rand, Blende oder auch als dekoratives Element.

Gehört der I-Cord-Rand zu den Randmaschen?

Ich bin mir nicht sicher, ob es dafür eine feste Definition gibt. Aber ich selbst würde den I-Cord-Rand nicht unbedingt zu den klassichen Randmaschen zählen, obwohl er oft als Rand verwendet wird. Er ist vielmehr eine spezielle Technik, bei der mehrere Maschen zusammengefasst und gestrickt werden, um einen schlauchförmigen Rand zu bilden. Randmaschen hingegen sind die ersten und letzten Maschen einer Reihe, die in der Regel unterschiedlich gearbeitet werden. Eines haben der I-Cord-Rand und Randmaschen jedoch gemeinsam: beide Ränder haben sowohl eine funktionale als auch eine ästhetische Rolle:

  • Sie sorgen für Stabilität am Rand des Strickstücks.
  • Sie geben dem Rand ein gleichmäßigeres Erscheinungsbild.

Kurze Geschichte des I-Cords

Die I-Cord-Technik wurde von der 1910 in England geborenen Strickdesignerin Elizabeth Zimmermann eingeführt. Vor Beginn des 2. Weltkrieges emigrierte sie mit Ihrem Mann in die USA, wo sie mit unkonventionellen Ideen die amerikanische Strickwelt revolutionierte. Ihr Ziel war es, Stricker*innen zu mehr Eigenständigkeit und Kreativität zu ermutigen.

Elizabeth Zimmermann gründete die Firma Schoolhouse Press, die bis heute von ihren Nachfahren geführt wird. Sie schrieb mehrere einflussreiche Bücher wie Knitting Without Tears (Werbung) und war die erste Person, die im amerikanischen Fernsehen eine Stricksendung moderierte.

Durch Zufall entdeckte sie beim Stricken die Technik des I-Cord-Rands. Dieser war so einfach zu stricken, dass Elizabeth Zimmermann ihn schlicht „Idiot Cord“ (Idiotenkordel) nannte. In Wirklichkeit ist dieser Rand alles andere als idiotisch – er ist schlicht und genial zugleich und wird heute kurz I-Cord genannt.

Wann verwendet man einen I-Cord-Rand?

Ein I-Cord-Rand eignet sich besonders gut für:

  • Abschlüsse von Strickteilen: z. B. an Jackenblenden, Halsausschnitten oder Armausschnitten.
  • Verhinderung des Einrollens: besonders bei glatt rechts gestrickten Teilen.
  • Verstärkte Kanten: wie bei Taschenhenkeln, Knopfleisten oder Bündchen.
  • Dekorative Elemente: z. B. als eingefasste Kante bei Decken oder Accessoires.

LESETIPP: Du willst für dein neues Strickprojekt wissen, welche Wolle für was verwendet wird, dann klick dich gerne mal in meinen Blogbeitrag dazu rein. Hier findest du einige hilfreiche Informationen dazu 🙂

Welche Wolle für was? | Kreativblog myneedleworks

Wie kann ich einen I-Cord-Rand stricken?

Es gibt zwei Möglichkeiten einen I-Cord-Rand zu stricken: entweder du strickst ihn direkt mit oder du beendest dein Strickstück und strickst ihn nachträglich an den Rand.

Ich zeige dir im Folgenden zwei unterschiedliche Methoden, wie du den I-Cord-Rand direkt an deinem Strickstück mitstricken kannst.

I-Cord-Rand direkt mitstricken

Diese Methode eignet sich hervorragend für Kanten, die gleich beim Stricken eingefasst werden sollen. Bevor du deine Maschen anschlägst, musst du dich entscheiden, wie breit dein I-Cord-Rand sein soll. Der Rand muss mindestens aus 2 Maschen bestehen. Je mehr Maschen du für den Rand einplanst, umso voluminöser wird er – bei dickem Garn solltest du jedoch darauf achten, dass dein Rand durch die I-Cord-Technik nicht zu dick wird.

In der Regel verwendet man für einen I-Cord-Rand 2, 3, 4 oder 5 Maschen. Für die folgenden Beispiele habe ich immer 3 Maschen verwendet. Als Strickmuster habe ich mal beispielhaft mit kraus rechts angefangen und bin in glatt rechts übergegangen oder umgekehrt – der I-Cord-Rand wird dabei immer gleich gestrickt, egal für welches Strickmuster du dich entscheidest.

KURZER EXKURS: Um den I-Cord-Rand stricken zu können, solltest du ein paar Strickgrundlagen kennen. Wenn du also wissen möchtest, wie ein Maschenanschlag funktioniert oder wie du rechte und linke Maschen stricken kannst, dann klick dich gerne in die jeweiligen Blogbeiträge dazu rein 🙂

I-Cord-Rand stricken | Stricken kernen | Kreativblog myneedleworks
Der I-Cord-Rand wird immer gleich gestrickt, egal welches Strickmuster du gewählt hast.

Für den I-Cord-Rand, der direkt mitgestrickt wird, gibt es verschiedene Methoden. Zwei davon möchte ich dir hier gerne vorstellen.

Methode 1: Hin- und Rückreihen werden immer gleich gestrickt

  1. Anschlag: Schlage die für dein Strickmuster benötgte Maschenanzahl an und ergänze auf jeder Seite 3 zusätzliche Maschen für den I-Cord-Rand.
  2. Hinreihe: Stricke immer die ersten 3 Maschen rechts (I-Cord); dann strickst du dein ausgewähltes Muster bis 3 Maschen vor dem Reihenende; diese letzten 3 Maschen hebst du mit dem Faden vor der Arbeit wie zum Linksstricken ab.
  3. Rückreihe: Wiederhole dieses Vorgehen: 3 Maschen rechts, Muster stricken, letzte 3 Maschen mit Faden vor der Arbeit links abheben.
  4. Tipp: Ziehe den Faden am Anfang jeder Reihe leicht an, damit der I-Cord schön straff bleibt.
I-Cord-Rand stricken | Stricken kernen | Kreativblog myneedleworks
Egal welches Strickmuster du strickst, der I-Cord-Rand legt sich schlauchförmig um den Rand.
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I-Cord-Rand stricken mit Methode 1: Hier siehst du den I-Cord-Rand mit dicker Wolle in kraus rechts gestrickt.
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Methode 2: Hin- und Rückreihen werden unterschiedlich gestrickt

Bei der zweiten Methode einen I-Cord-Rand zu stricken werden die Hin- und die Rückreihe unterschiedlich gestrickt – das Ergebnis ist recht ähnlich (bei mir persönlich werden die Maschen am Rand mit dieser Methode etwas lockerer)

  1. Anschlag: Schlage die für dein Strickmuster benötgte Maschenanzahl an und ergänze auf jeder Seite 3 zusätzliche Maschen für den I-Cord-Rand.
  2. Hinreihe: Hebe die ersten 3 Maschen mit dem Faden hinter der Arbeit wie zum Linksstricken ab; dann strickst du dein ausgewähltes Muster bis 3 Maschen vor dem Reihenende; diese letzten 3 Maschen strickst du rechts.
  3. Rückreihe: Hebe in der Rückreihe die ersten 3 Maschen mit dem Faden vor der Arbeit wie zum Linksstricken ab; dann strickst du dein ausgewähltes Muster bis 3 Maschen vor dem Reihenende; diese letzten 3 Maschen strickst du links.

Hinreihe:

Rückreihe:

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I-Cord-Rand stricken mit Methode 2: Hier siehst du den I-Cord-Rand mit dicker Wolle in kraus rechts und glatt rechts gestrickt.

Beide Methoden für den I-Cord-Rand sind einfach zu stricken und ergeben ein schönes Ergebnis. Es ist absolut dir selbst überlassen, mit welcher Methode du besser zurecht kommst. Am besten probiertst du beide Methoden vorher mit der auserwählten Wolle und den geplanten Strickmuster aus – dann kannst du gut entscheiden, welche Methode für dein Strickstück besser geeignet ist.

Ich persönlich komme mit Methode 1 besser klar, da mir hier der I-Cord besser und straffer gelingt 🙂 Schreib mir gerne in die Kommentare, ob du nach anderen Methoden den I-Cord-Rand strickst oder mit welcher Methode du besser klarkommst 🙂

Mit dem I-Cord kann man noch viele weitere tolle Sachen machen. So kannst du beispielsweise einen I-Cord-Rand auch nachträglich an dein Strickstück anstricken, z. B. als Umrandung für eine Decke. Du kannst auch einen direkten I-Cord-Maschenanschlag stricken und dein Strickstück auch mit einem I-Cord-Rand abketten. Wie das alles funktioniert, ist auf jeden Fall ein eigener Blogbeitrag wert 🙂

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Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim I-Cord-Rand stricken!

Liebe Grüße

Unterschrift | Gabi | Kreativblog myneedleworks

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