Du möchtest gerne stricken lernen? Dann gratuliere ich dir ganz herzlich zu diesem Entschluss 🙂 Denn stricken macht nicht nur unheimlich viel Spaß, sondern ist auch mega entspannend. Ein richtig schönes Hobby eben! Wie bei jedem neuen Hobby, muss man ja aber irgendwo mal anfangen. Beim Stricken ist die Suche nach dem Anfang ganz einfach: der Maschenanschlag. Ohne den geht nämlich gar nix 🙂
Was brauche ich zum Stricken?
Um stricken zu lernen braucht es tatsächlich nicht viel: Zwei Stricknadeln und ein Wollknäuel reichen da erst mal völlig aus. Wenn du mehr zum Thema Wolle und Garn erfahren möchtest und wissen willst, welche Wolle für was eingesetzt wird, dann schau gerne in meinen ausführlichen Blogbeitrag dazu rein 🙂
Für den Anfang würde ich etwas dickere Stricknadeln und Wolle empfehlen, damit du die einzelnen Maschen gut erkennen kannst: mit Stricknadeln der Stärke 4 und der dazu passenden Wolle sollte dein Start ins neue Hobby gut funktionieren 🙂 Dabei spielt es auch erstmal keine Rolle, ob du Lang- oder Rundstricknadeln verwendest.
Was bedeutet „Maschenanschlag“ oder „Maschen anschlagen“ beim Stricken?
Bei jedem Strickstück werden mit zwei Stricknadeln (Socken bilden mit fünf Stricknadeln eine Ausnahme) Maschen gestrickt. Um diese Maschen stricken zu können, müssen diese erstmal auf eine Stricknadel drauf. Anders als beim Häkeln strickst du keine frei hängende Luftmaschenkette, sondern schlägst die in der Strickanleitung vorgegebene Maschenzahl an, sodass diese nebeneinander auf der Stricknadel liegen.
Welche Maschenanschläge gibt es?
Sobald du dich mit verschiedenen Strickanleitungen beschäftigst, wird dir auffallen, dass Strickprojekte sehr unterschiedlich beginnen können. Das liegt daran, dass es viele unterschiedliche Arten von Maschenanschlägen gibt. Jeder Maschenanschlag bringt seine eigenen Vorteile für bestimmte Strickprojekte mit sich.
Da gibt es beispielsweise den Kreuzanschlag, den doppelten Kreuzanschlag, den italienischen Maschenanschlag, die vielseitigen provisorischen Maschenanschläge, den türkischen Maschenanschlag, den aufgestricken Maschenanschlag, den offenen Maschenanschlag und noch einige weitere mehr. Keine Sorge! Du musst sie nicht alle kennen, um stricken zu lernen. Ob man sie überhaupt alle kennen muss, stelle ich auch mal in Frage 🙂
Es gibt aber Maschenanschläge beim Stricken, die du kennen solltest, damit du überhaupt starten kannst und dein Strickprojekt gelingt. Zwei davon möchte ich dir gerne hier zeigen:
1. Der Kreuzanschlag
Der wohl am häufigsten verwendete Maschenanschlag beim Stricken ist der Kreuzanschlag. Er ist sehr einfach zu fertigen und somit auch für Strickanfänger*innen gut geeignet. Der Kreuzanschlag ergibt eine stabile elastische Maschenkette und kann für fast alle Strickprojekte wie z. B. Schals, Jacken oder Kissenbezüge genutzt werden.
Der Kreuzanschlag wird in der Regel mit einem Wollknäuel und einer Stricknadel gefertigt. Sobald du den Wollfaden um deine Finger legst, unterteilt sich dieser in einen Arbeitsfaden – dieser liegt immer hinter dem Zeigefinger – und einen Anschlagsfaden – dieser liegt immer vor dem Daumen. Vom Kreuzanschlag (engl. long tail cast-on) sprichst du dann, wenn du den Arbeitsfaden und den Anschlagfaden miteinander verschlingst.
Wichtig bei diesem Maschenanschlag ist, dass du die Länge des Anschlagsfadens ausreichend bemisst. Ansonsten könnte es passieren, dass du nicht genügend Maschen anschlagen kannst, alles wieder auftrennen und von vorne beginnen musst.
Wie lang muss der Anschlagsfaden sein?
Die Länge des Anschlagsfadens hängt zum einen von der Garn- und Nadelstärke ab und zum anderen davon, wie fest du strickst. Je dicker das Garn und die Nadel, desto mehr Faden benötigst du zum Maschen anschlagen. Ich selbst orientiere mich immer an den Maßen 1 cm (bei dünnem bis normalstarken Garn) und 2 cm (bei dicken Garn) pro Masche. Musst du also beispielsweise 80 Maschen anschlagen, sollte dein Anschlagsfaden bei dünnem Garn rund 80 cm, bei dickem Garn rund 160 cm lang sein.
So fertigst du den Kreuzanschlag
Im ersten Schritt legst du mit den Fingern eine Grundschlinge – diese bildet die erste Masche auf der Stricknadel.
An der Stricknadel hängen nun zwei Fäden runter: einmal der Arbeitsfaden am Wollknäuel und einmal der Anschlagsfaden, der auf der rechten Seite liegen sollte.
Nun bildest du mit dem Zeigefinger und dem Daumen ein V und legst die beiden Fäden um die Finger herum. Dabei liegt der Arbeitsfaden hinter dem Zeigefinger und der Anschlagsfaden vor dem Daumen.
Die beiden Fäden hältst du mit den restlichen zwei oder drei Fingern in der Handinnenfläche fest.
Nun kippst du deine Hand ein wenig nach außen und stichst mit der Stricknadel von unten in den Anschlagsfaden, der um den Daumen verläuft, ein. Der Anschlagsfaden ‚liegt‘ jetzt auf der Stricknadel.
Danach führst du die Stricknadel hinter den Arbeitsfaden auf dem Zeigefinger. Nun ‚liegen‘ beide Fäden – Arbeits- und Anschlagsfaden – auf der Stricknadel.
Im letzten Schritt führst du die Stricknadel wieder zurück durch die entstandene Schlaufe um den Daumen.
Fertig ist die angeschlagene Masche.
Diese Abfolge wiederholst du nun so oft, wie du Maschen benötigst.
TIPP: Versuche den Maschenanschlag regelmäßig und nicht zu locker zu stricken. So liegt die fertige Maschenkette gut an der Stricknadel an und wird schön gleichmäig. Immerhin stellt der Maschenanschlag den Beginn deines Strickprojekts dar.
2. Provisorischer Maschenanschlag mit Luftmaschenkette
Ein weitere Methode für den Maschenanschlag, die bei vielen Strickprojekten sehr hilfreich sein kann, ist der provisorische Maschenanschlag mit Luftmaschenkette. Diesen Maschenanschlag verwendest du, wenn du später einen Rand oder ein Bündchen an dein künftiges Strickstück stricken möchtest – z. B. bei Oberteilen oder Ärmeln – oder du ein Strickstück von der Mitte aus beginnst, um das Strickstück später in die entgegengesetzte Richtung weiter zu stricken. Der Vorteil dieser Methode: es gibt keine sichtbare Naht, da die Maschen an der Anschlagskante wieder aufgenommen werden.
Anders als beim Kreuzanschlag musst du beim provisorischen Maschenanschlag mit Luftmaschenkette nicht auf die Länge des Anschlagsfadens achten.
Was brauche ich für den provisorischen Maschenanschlag mit Luftmaschenkette
Für den provisorischen Maschenanschlag mit Luftmaschenkette benötigst du wieder eine Stricknadel, ein Wollknäuel, eine Häkelnadel mit ähnlicher Stärke wie deine Stricknadeln und Garn in einer Kontrastfarbe zu deiner Strickwolle. Warum Kontrastgarn? Damit du im späteren Verlauf die Luftmaschekette gut von deinem Strickstück unterscheiden kannst 🙂
So fertigst du den provisorischen Maschenanschlag mit Luftmaschenkette
Als erstes musst du mit der Häkelnadel eine Luftmaschenkette häkeln. Dazu bildest du mit deinem Kontrastgarn eine Grundschlinge wie beim oben beschriebenen Kreuzanschlag. Diese Schlinge nimmst du mit der Häkelnadel auf und häkelst die Luftmaschen. Deine Luftmaschenkette sollte einige Maschen mehr haben, als die Maschenanzahl, die du mit der Stricknadel anschlagen möchtest.
Diesen Schritt wiederholst du solange, bis du genügend Luftmaschen gehäkelt hast. Am Ende schneidest du das Garn ab und ziehst den Faden locker durch die letzte Schlaufe durch.
Wenn du dir lieber eine kurze Videoanleitung zur Luftmasche anschauen möchtest, dann findest du diese hier.
Sobald du die Luftmaschenkette fertig gehäkelt hast, siehst du, dass diese auf der unteren Seite kleine ‚Perlen‘ hat. Das sind die Maschenglieder der Luftmaschenkette in die wir jetzt hineinstricken.
Laß die ersten drei Luftmaschen frei und stich mit der Stricknadel in das vierte Maschenglied der Luftmaschenkette ein. Nimm die Wolle mit der Nadel als kleine Schlinge auf und ziehe sie durch das Maschenglied.
Dann stichst du in das nächste Maschenglied hinein, …
… führst die Stricknadel hinter die Wolle …
… und ziehst den Faden durch das Maschenglied durch.
Diese Schritte wiederholst du nun so lange, bis du deine gewünschte Anzahl an Maschen aufgenommen hast.
Wenn du genügend Maschen angeschlagen hast, wendest du dein Strickstück und beginnst mit dem Stricken. Um ein glatt rechtes Muster zu erhalten, strickst du die nächste Reihe – dabei handelt es sich um eine Rückreihe – alle Maschen links. Dann wieder weiter im Wechsel mit rechten Maschen.
Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, das Strickstück in entgegengesetzter Richtung zu stricken, musst du die Luftmaschenkette auflösen, um mit den Anschlagsmaschen weiterzuarbeiten. Dazu löst du den Knoten am rechten Ende der Luftmaschenkette und ziehst vorsichtig am Fadenende. Die Maschen lösen sich nun vom Kontrastgarn und können auf eine Stricknadel genommen werden.
Auf der Stricknadel liegt nun jede zweite Masche nach links geneigt. Diese müssen wieder alle in die gleiche Position gebracht werden. Die nach rechts geneigten Maschen werden einfach rechts gestrickt und die nach links geneigten Maschen müssen gedreht werden. Das kannst du ganz einfach mit den Fingern machen – Masche von der Nadel nehmen, einmal drehen und wieder auf die Nadel schieben. In der darauffolgenden Reihe strickst du dein Muster ganz normal weiter. Der Übergang ist – sofern du sauber strickst 🙂 – einheitlich und es ist keine Naht zu sehen.
Mit diesen beiden Maschenanschlägen kannst du auf jeden Fall schon eine ganze Menge an Projekten beginnen und stricken 🙂 Und wenn du jetzt noch wissen willst, wie du rechte und linke Maschen stricken kannst, dann klick dich gerne in meinem Blogbeitrag dazu rein – viel Spaß dabei!
Merke dir den Pin zum Maschenanschlag bei Pinterest:
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Stricken lernen!
Liebe Grüße
Einen Überblick über alle meine DIY-Anleitungen, Stickdateien und Zählvorlagen fürs Sticken findest du unter DIY-Anleitungen und Stickdateien auf meinem Blog.
Folge myneedleworks auf Facebook, Instagram oder Pinterest und schicke mir Fotos von deinen angefertigten Werken oder anderen Projekten, die du nach meinen E-Books/Dateien angefertigt hast. Ich freue mich darauf sie zu teilen!
Oder teile die Projekte selbst auf deinen Social Media-Kanälen und nutze den Hashtag #creativitybymyneedleworks und zeige so der Community dein Werk 🙂