Hallihallo,
heute wende ich mich mit einem wichtigen Thema an dich, dass mich in letzter Zeit immer häufiger beschäftigt: Und zwar der Trend, handgefertigte Produkte oder DIY-Anleitungen und Stickdateien zum Schleuderpreis anzubieten. Und das sowohl von den Verkäufern selbst als auch von DIY-Plattformen, die meiner Ansicht nach viel zu häufig Sale- und Rabattaktionen durchführen.
Armbänder zum Billigpreis
Ich möchte dir mal von einem Erlebnis berichten, dass mich echt nachdenklich gestimmt hat. Vor zwei Wochen war ich mit meiner Freundin auf einem Handmade Basar in Heidelberg. Es gab einige tolle Stände und viele kreative und handgefertigte Produkte. Ein Stand verkaufte Perlenschmuck – hier interessierte mich als Schmuckliebhaberin ein Armband mit verschiedenen Perlen, Zwischenteilen und Schiebeknoten. Bei der Nachfrage zum Preis, den ich auf ungefähr 15-20 Euro geschätzt hätte – bin ich fast vom Glauben abgefallen: 5 Euro. Da sind ja die industriell gefertigten Billigarmbänder an den zahlreichen Urlaubsstränden teurer.
Womöglich liegt es daran, dass ich selber Schmuck und andere DIY-Produkte herstelle und verkaufe. Aber mein erster Gedanke dabei war nicht „Oh super, tolles Schnäppchen!“, sondern „Was? Nur 5 Euro? Warum das denn?“ Ich glaube, das war das i-Tüpfelchen, das mich dazu gebracht hat diesen Blogpost zu verfassen.
Ein bedenklicher Trend in der DIY-Branche
Schön länger beobachte ich die Tendenz und auch die Frustration der Verkäufer, das handgefertigte Produkte und DIY-Anleitungen immer häufiger sehr günstig an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Sei es auf eben beschriebenen Handmade Märkten, auf DIY-Plattformen wie makerist, etsy, CrazyPatterns usw. oder auf Social Media-Kanälen. Natürlich freut sich jeder von uns über ein tolles Schnäppchen – keine Frage. Aber sollten wir unsere Produkte wirklich unter Wert verkaufen? Es steckt doch so viel Arbeit drin, die auch respektiert werden sollte!
Wie ihr ja wisst, besteht mein buntes Portfolio aus DIY-Anleitungen der Bereiche Nähen, Stricken und Häkeln, aus Stickdateien im Kreuzstich und seit Kurzem auch aus handgefertigtem Schmuck. Alles tolle Dinge, die in der Herstellung bzw. Vorbereitung unheimlich viel Zeit, Kreativität und Ausdauer benötigen – es soll ja schließlich auch gut werden 🙂
Gerade das Erstellen einer qualitativ hochwertigen Nähanleitung ist sehr aufwendig: Angefangen bei der Suche nach einer guten Idee, über den Einkauf der passenden Materialien, die Erstellung eines Prototyps inklusive Schnittmuster, die Anfertigung und Bearbeitung der zahlreichen Bilder und natürlich zu guter Letzt die Erstellung der Nähanleitung selbst. Wer meine Nähanleitungen kennt, weiß, dass diese gut und gerne mal über 25 Seiten lang sein können. Dazu kommt dann noch die Promotion der Anleitung, die auch Zeit und eventuell Geld kostet.
Wer diesen Aufwand im Hinterkopf hat, versteht vielleicht besser, warum nicht alle DIY-Anleitungen dauerhaft für 2 oder 3 Euro verkauft werden können oder sollten. Sie verlieren dadurch jeglichen Wert. Eine Ausnahme sind die Freebies, die es auch bei mir gibt. Hier entscheide aber ich selbst, was ich meinen Kunden kostenfrei anbieten möchte 🙂
Hohe Verkaufsprovisionen und Rabattaktionen
Nun ist es ja so, dass die Meisten Ihre Anleitungen oder Produkte über Plattformen wie makerist, etsy, CrazyPatterns usw. anbieten. Aber auch das ist natürlich nicht kostenlos, sondern mit Verkaufsprovisionen und weiteren Kosten für Bezahldienstleister verbunden. Im Falle von makerist, meine Plattform für DIY-Anleitungen, wurde die Provision für Verkäufer nun kürzlich auf fast das doppelte erhöht! In Summe bedeutet das für mich, dass von meiner Anleitung oder Stickdatei mittlerweile weniger als die Hälfte übrig bleibt 🙁 Schon irgendwie traurig, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit drin steckt. Für Verkäufer, die davon ihren Lebensunterhalt finanzieren müssen, eine echte Katastrophe.
Zudem kommen die immer häufiger werdenden Sale- und Rabattaktionen – bei makerist auch als 2-Euro-Aktion bekannt. An sich eine tolle Sache, von der auch ich als Käufer in Vergangenheit profitiert habe. Ich kann mich noch gut erinnern, dass es in der Anfangszeit von makerist diese Aktion immer zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten oder Ostern gab – also maximal zweimal im Jahr für 2-3 Tage. Bis dato eine schöne Möglichkeit, auch neue Käufer auf sich aufmerksam zu machen.
Mittlerweile haben diese Aktionen leider etwas Überhand genommen, sodass alle drei bis vier Monate eine solche Aktion über mehrere Tage stattfindet. Das führt natürlich dazu, dass sich die Käufer nur noch die Anleitungen/Schnittmuster/Stickdateien merken und dann im Sale kaufen – ziemlich unbefriedigend! Natürlich ist die Teilnahme an solchen Aktionen freiwillig. Nur, wer halt nicht dabei ist, verkauft auch nichts.
Gutes zu fairen Preisen
Ich gehöre jetzt aber sicher nicht zu den Verkäufern, die alle Aktionen verteufeln, schmollend auf diese aktuellen Tendenzen blicken und nur noch mit erhobenen Zeigefinger rumlaufen 🙂 Ich machen vor allem weiter, weil es mir unheimlich viel Spaß macht und ich mich darüber freue, wenn andere Spaß an meinen Produkten haben. Dennoch möchte ich gerne mit diesem Blogpost sowohl Verkäufer als auch Käufer für dieses Thema sensibilisieren und dem bedenklichen Trend mit fairen Preisen entgegenwirken. Immerhin gebe ich mir ja auch die größte Mühe, dass meine Produkte gut und die Kunden damit zufrieden sind.
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, meine Preise bei makerist den neuen Gegebenheiten für Verkäufer etwas anzupassen und nur noch an ausgewählten Aktionen teilzunehmen. Über diese informiere ich dann natürlich 🙂 Auch für meinen Schmuck, der mit viel Liebe, Schweiß und Mühe von mir gefertigt wird, werde ich faire Preise festlegen, fertige ich diesen doch ausschließlich aus hochwertigen Materialien.
Ich hoffe, das der Blogpost vielleicht den einen oder anderen dazu bewegt, seine Erwartungshaltung an DIY-Produkte wenigsten zu überdenken. Ich würde mich auf jeden Fall darüber freuen 🙂
Was meinst du zu diesem Thema? Über Kommentare freue ich mich!
Bis bald und liebe Grüße
Gabi